Denkmal vor der Kirche

Das Denkmal vor der evangelischen Kirche Stockstadt am Rhein

Anfang der 1920er Jahre war es der Wunsch der damals 1.700 Einwohner zählenden Gemeinde, eine Gedenkstätte für die Kriegsopfer des I. Weltkriegs zu errichten. Daher gründete man 1921/22 – auf Initiative der beiden Stockstädter Lehrer Jakob Mauer und Emil Will – ein Denkmalkomitee. Dem Komitee gelang es einen Geldbetrag zusammen zu bekommen, der ausreichte den Bildhauer Dr. Daniel Greiner aus Jugenheim an der Bergstraße mit der Umsetzung des Vorhabens zu beauftragen.
Nach den Vorgaben von 3,20 m Höhe, 2,10 m Breite und 1,20 m Tiefe entstand zu einem Preis von 2.500 Goldmark das Ehrenmal, wie es heute noch vor der evangelischen Kirche steht. Es zeigt, wie es im §1 des Vertrages heißt, der mit dem Bildhauer abgeschlossen wurde, „eine Gruppe – Frau und Kind – die ein Kriegergrab mit Kränzen schmücken“. Das Stockstädter Ehrenmal unterscheidet sich somit in seiner Ausführung von anderen Denkmälern, die an die Gefallenen des I. Weltkrieges erinnern. Denn es stellt eine trauernde Kriegerwitwe mit ihrem Kind dar und wirkt nicht gerade glorifizierend, wie es sonst in dieser Zeit üblich war. Dr. Greiner lieferte auch die Pläne für die Inschriften und alle baulichen Maßnahmen. Die Erd- und Maurerarbeiten wurden von den Stockstädter Maurern Ludwig Henninger I. und Ludwig Henninger II. ausgeführt. Der Stockstädter Fabrikant Nold war für die Fertigung des Geländers verantwortlich. Das Denkmal aus rotem Mainsandstein wurde am 9. August 1925 in einer Feierstunde enthüllt.
Die Inschrift auf der Vorderseite lautet: „Das Große nur bleibt Ewig und unvergessen und hat kein Ende in dem Grab der Welt“. Auf den übrigen Seiten des Denkmalsockels sind die Namen der Stockstädter gefallenen Soldaten aufgeführt. Das Stockstädter Denkmal weist in diesem Punkt wiederum eine Besonderheit auf. So ist dort auch der Name des früheren jüdischen Bürgers Ludwig Gutjahr aufgeführt, der als Vizefeldwebel 1915 für das Deutsche Kaiserreich gefallen war. Sein Name ist bis heute auf dem Ehrenmal zu lesen und wurde erstaunlicherweise in den Jahren der nationalsozialistischen Diktatur nicht entfernt, wie es damals üblich war.